Schäflein und Lamm

Hoch im Gebirge lebte eine Herde von Schafen. Es geschah, dass ein Schäflein ein reizendes, herliches Lamm bekam. Es hatte ein weiches und feines Fell.Von den anderen unterschied es sich doch. Es war nämlich schwarz. Schwarz wie die dunkelste Nacht.
     Das Mutterschaf war davon traurig. Die ganzen Tage grämte es sich darüber.
     „Warum betraf solches Unglück gerade mich?“ fragte sie mit dem Vorwurf.
     Auf der anderen Seite war es doch froh, dass das Lamm gesund und geweckt ist.
     Von Geburt an leidete das Lamm von der Beleidigung und der Demütigung. Niemand wollte mit ihm spielen.
     Andere Gleichaltrige drehte sich von ihm ab. Das Lamm wuchs in das erwachsene Schaf heran. Das Leben in der Herde floß eintönig  und langweilig. Das Lamm entschied sich, dass es sich auf den Weg in die weitere Welt begibt. Früh am Morgen, wenn es dunkel war  und alle schliefen, begab es sich auf den Weg. Es ging ein, zwei, drei Tage. Auf den vierten Tag langte es auf den kleinen Anger an. Dort sah es ein weißes Lamm, wie es heftig weint. Es tritt heran.
     „Was so Schrekliches  geschah es dir, dass du weinst?“
     Das Lamm hob den Kopf und sagt: „Siehst du meinen Pelz?“
     „Und was sollte ich auf ihm sehen? Ist es vielleicht schmutzig?“ fragte das Schäflein begriffsstutzig.
     „Das ist gerade es. Es ist ganz weiß. Schneeweiß“ - sagte das Lamm weinerlich.
     „Und es plagt dich so?“ lächelt sich das Schaf.
     „In unserer Herde haben alle den kohlschwarzen Pelz. Bis auf den meinen. Sie vertrieben mich, um ihnen keine Schande zu machen.“
     „Du mein reizendes Lamm,“ sagte das Schäflein  und es leckte ihm das Gesicht liebevoll.
Sie war froh, dass es jemandem mit dem gleichen Schicksal traf. Dann schilderte es ihm eigene Geschichte. Das Lamm hörte auf zu weinen und es hörte aufmerksam. Sofort erleichterte es ihm auf der Seele.
     Die Beiden entschieden sich zusammen zu leben. Sie siedelten sich auf einer Wiese an, wo sie lernten kennen. Sie bauten ein kleines und gemütliches Häuschen. Sie lebten zufrieden und glücklich zusammen. Mit der Zeit kamen wunderschöne Lämmer zur Welt. Ein Paar war schwarz und ein Paar weiß. Und niemanden stören die Farben von ihren Pelzen.
 
 
Übersetzte Frau Professor Eva Vrbová